TV, Kino, Kultur

München hofft auf Rettung der Lach- und Schießgesellschaft

Wenn Dieter Hildebrandt auf die Bühne der Lach- und Schießgesellschaft trat, tobte der Saal. Der Kabarettist war eine Legende, ebenso wie die Bühne. Was derzeit dort geschieht, taugt aber eher zum Trauerspiel.

Von dpa
17. Februar 2023
Email senden zur Merkliste
Mitten in München: die Lach- und Schießgesellschaft.

Mitten in München: die Lach- und Schießgesellschaft.

Foto: Axel Heimken/dpa

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) liegt die Rettung der von der Pleite bedrohten Münchner Lach- und Schießgesellschaft am Herzen. Das Kabarett mit eigenem Ensemble und Eigenproduktionen sei eine echte Münchner Institution und ein Eckpfeiler der deutschen Kabarett-Bühnen, sagte Reiter in München. Die Stadt stehe deshalb in engem Austausch mit den Gesellschaftern.

Keine leichte Aufgabe, nicht nur wegen der Finanzsorgen, denn zwischen den drei Gesellschaftern, zu denen auch der Kabarettist Bruno Jonas zählt, tobt ein heftiger Streit.

Jonas und seine Mitgesellschafterin Laila Nöth hatten am Montag in einer Pressemitteilung verkündet, der Spielbetrieb sei momentan eingestellt, die Unterschrift des dritten Gesellschafters Stefan Hanitzsch fehle. Die Corona-Pandemie habe die finanziellen Probleme beträchtlich verschärft, begründen Nöth und Jonas den Stillstand. Man wolle die rechtlichen und finanziellen Auswirkungen der Situation überprüfen.

Unvergessen: Dieter Hildebrandt

Für die Kabarettszene ein Trauerspiel: „Dieter Hildebrandt würde sich im Grab umdrehen“, kommentierte die Kabarettistin Luise Kinseher unlängst in der „Süddeutschen Zeitung“ und erinnerte an frühere Zeiten, als die Bühne florierte. Gegen heute Verantwortliche teilt sie aus: „Wahrscheinlich ist die Mischung aus Narzissmus und Dilettantismus keine gute Idee gewesen. Kabarett braucht Herzblut und Liebe, sonst geht es unter.“

Anfänge in den 50er Jahren

1956 hatte die Geschichte des Ensembles um Dieter Hildebrandt, Klaus Havenstein, Hans Jürgen Diedrich, Ursula Herking und dem Regisseur Sammy Drechsel begonnen. Trotz einiger Krisen und Wechsel im Ensemble wurde das kleine Theater an der Ursulastraße in Schwabing zur Legende. Doch 2013 starb Hildebrandt - und mit ihm ein Stück mitten aus dem Herz der Bühne. „Dieter Hildebrandt hat 40 Mal da gespielt im Jahr - der hat die halbe Miete reingespielt“, sagte 2015 der damalige Betreiber Till Hofmann, der 2021 aufhörte. In der Konstellation der Gesellschafter habe man keine übereinstimmende, gemeinsame Linie finden können, begründete Hofmann den Schritt damals.

Mit der gemeinsamen Linie ist es immer noch schwierig. Er könne möglicherweise eine moderierende Rolle einnehmen, bot Kulturreferent Anton Biebl an. Zudem habe die Stadt 2021 eine Förderung in Höhe von bis zu 50 000 Euro pro Jahr zugesagt und damals auch gezahlt. 2022 gab es aber nur die Hälfte, da offenbar nötige Verwendungsnachweise nicht vorlagen. Biebl stellt deshalb klar: „Voraussetzung für die weitere Förderung ist natürlich, dass es eine echte Chance auf eine - auch finanziell - geordnete Fortführung gibt“.

0 Kommentare
PASSEND ZUM ARTIKEL

Netzwelt

Ruth Maria Kubitschek schrieb als „Spatzl“ TV-Geschichte

Kino

Hunderte bei Gedenkfeier für Peter Sodann in Halle

nach Oben