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Zehn Jahre „Mein Lokal, Dein Lokal“ bei Kabel eins

„Mein Lokal, Dein Lokal“ mit TV-Koch Mike Süsser ist für Kabel eins eine Erfolgsgeschichte. Zehn Jahre alt wird die Vorabend-Dokusoap jetzt, die interessante Einblicke ins kriselnde Gastrogewerbe gibt.

Von Gregor Tholl, dpa
18. August 2023
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TV-Koch Mike Süsser steht in der Küche.

TV-Koch Mike Süsser steht in der Küche.

Foto: Bene Müller

Die Dokusoap „Mein Lokal, Dein Lokal“, in der wöchentlich fünf Restaurants aus einer Stadt gegeneinander antreten, ist ein Aushängeschild von Kabel eins geworden. Jetzt wird das TV-Format, in dem stets der Ruf der teilnehmenden Restaurants auf dem Spiel steht und Gastronomen viel von sich preisgeben, zehn Jahre alt (19.8.). Der Küchenwettstreit läuft montags bis freitags um 17.55 Uhr - in der Fernsehbranche spricht man auch von der sogenannten Access-Primetime, bevor also die beste Sendezeit am Abend losgeht.

„Mein Lokal, Dein Lokal“ läuft gut für den Privatsender Kabel eins, der in Grünwald bei München sitzt und zur Senderfamilie von ProSiebenSat.1 gehört. Der Gastrowettkampf, bei dem Restaurantbesitzer ihre Mitstreiter im laufenden Betrieb bekochen, wirft aber Schlaglichter auf eine Branche, für die es in weiten Teilen nicht so gut läuft.

Krisenstimmung in der Gastronomie

Das Gastgewerbe hat es derzeit so schwer wie vielleicht noch nie. Viele Betriebe sind überschuldet, merken zum Beispiel jetzt erst die Konsequenzen aus der Corona-Zeit. Außerdem machen teurere Lebensmittel, gestiegene Löhne fürs Personal, höhere Strompreise Preiserhöhungen nötig, die wiederum dazu führen, dass Gäste wegbleiben, weniger oder gar nicht mehr essen gehen.

Ab Januar soll es auch wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie geben. Der Steuersatz war während der Pandemie von 19 auf 7 Prozent reduziert worden. Angesichts einer befürchteten Energiekrise wurde die Regelung bis Ende 2023 verlängert.

„TV-Entrée in den Feierabend“, nennt Kabel eins „Mein Lokal, Dein Lokal“. Viele Fans dürften beim Zuschauen ihr Abendbrot oder Dinner einnehmen - zu Hause statt in einem Lokal.

Dieses Jahr lag die durchschnittliche Reichweite der Sendung, die die Kölner Fernsehproduktionsfirma Good Times herstellt, bei gut einer halben Million Zuschauerinnen und Zuschauern, wie Kabel eins berichtet. Die „Nettoreichweite“ (damit ist die Zahl der Leute gemeint, die mindestens einmal kurz hinschalten/erreicht werden) stieg im Vergleich zum Vorjahr von 970 000 auf fast eine Million.

Zehn Jahre des Dokutainment-Formats, das seien rund 68 000 Sendeminuten, etwa 19 000 servierte Gerichte, 50 000 Stunden gedrehtes Material. Gut 20 Mal sei schon im Ausland gedreht worden, zum Beispiel in Luxemburg, auf Mallorca, in Prag oder am Wörthersee.

Angefangen hat die Sendung vor zehn Jahren als Snack im Sommer, wenn man im Bild bleiben möchte. Vier Wochen gab es damals zunächst.

„Das Zünglein an der kulinarischen Bewertungswaage“

In dem neuen Format, verkündete man im August 2013, buhlten Profi-Gastronomen um die Gunst ihrer Mitbewerber. „Wer kann mit Restaurantkonzept, Küche und Service am besten überzeugen? Und bei wem möchte man lieber kein zweites Mal einkehren?“ In der ersten Woche war man in Köln, dann in Hamburg, München und Berlin.

Anfangs hieß die Serie noch „Mein Lokal, Dein Lokal - Wo schmeckt’s am besten?“. Dann gab es Versuchsphasen mit Profiköchen, die mitbeurteilten. Es geht bei der Punktevergabe um Geschmack, Bedienung, Atmosphäre, Sauberkeit, das Preis-Leistungs-Verhältnis und das Gesamtkonzept der Betriebe. Das Magazin „Vice“ nannte das Format mal „die wohl passiv-aggressivste Sendung im deutschen Fernsehen“.

Seit fünf Jahren ist TV-Koch Mike Süsser (52) „das Zünglein an der kulinarischen Bewertungswaage“ und das Gesicht der Sendung. „Er testet seit 2018 vorab selbst die Restaurants und kommentiert die gegenseitigen Besuche in den konkurrierenden Gaststätten.“

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind fair und freundlich, immer wieder fallen aber auch Leute auf, die ihre Konkurrenten besonders streng beurteilen und den Spruch „Wer die Hitze nicht verträgt, hat in der Küche nichts verloren“ zu sehr beherzigen.

Die heutige Bewertungsgesellschaft hält Einzug auf der Mattscheibe. Das kann Fremdscham auslösen, gibt der Show aber eben auch die gewisse Schärfe. Unterhaltsam ist das allemal. Mit seiner ehrlichen Art gibt vor allem Mike Süsser der Sendung die nötige Würze.

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