Bremerhaven

Die nächsten drei Jahre haben Spaziergänger am Deich nichts zu suchen

Nun wird auch das letzte Stück Deich ertüchtigt, um Bremerhaven die nächsten 100 Jahre vor einer Sturmflut zu schützen. Beinahe drei Jahre wird der Seedeich im Süden der Stadt für Spaziergänger gesperrt. Das Land hatte hier eigentlich andere Pläne.

Drei Jahre lang wird am Seedeich gebaut: Christian von Deetzen steht auf dem Stück des Deiches, der schon erneuert wurde. Im Hintergrund ist zu erkennen, dass der alte Deich schmaler ist.

Drei Jahre lang wird am Seedeich gebaut: Christian von Deetzen steht auf dem Stück des Deiches, der schon erneuert wurde. Im Hintergrund ist zu erkennen, dass der alte Deich schmaler ist. Foto: Scheer

Rund 22 Kilometer lang ist Bremerhavens Deichlinie zwischen dem Containerterminal und der Luneplate, und die wurde seit 2009 beinahe auf ganzer Länge verstärkt - es fehlen aber noch das neue Sperrwerk vor der Geeste und: 1,4 Kilometer in der Mitte des Seedeichs, jenem Teilstück, an dem die Landesregierung den Offshore-Terminal bauen wollte, mit der Umsetzung aber scheiterte.

Eine sensible Stelle für den Hochwasserschutz

Ob nun künftig ein Energiehafen an dieser Stelle oder sonstwo in den Häfen entstehen soll - der Seedeich muss höheren Fluten standhalten und deshalb wird jetzt gebaut; auch, um die Vorgaben des Generalplans Küstenschutz zu erfüllen. „Der Bereich ist eine der sensibelsten Stellen für den Hochwasserschutz“, sagt Christian von Deetzen, er ist bei der Hafengesellschaft Bremenports für die Deiche zuständig. Eine Sturmflut aus Nordwest „knallte hier voll auf den Deich“. Deshalb wird der sich künftig bis zu sieben Meter breiter der Weser anschmiegen und im Bogen 20.000 Kubikmeter schwere Wasserbausteine aus Norwegen zu Füßen gelegt bekommen. Um die Belastung am Deich zu reduzieren, wird die Neigung außendeichs flacher ausgestaltet. Die Höhe von 8,40 Meter bleibt gleich, aber die heranrollenden Wellen haben dank des verbreiterten und verstärkten Deichfußes bei einer Sturmflut mehr Platz, sich auszurollen, erklärt von Deetzen.

Rund 9 Millionen Euro kostet das Vorhaben, 6,3 Millionen davon zahlt der Bund, den Rest das Land. Bremen erhält für Küstenschutzmaßnahmen bis 2040 zusätzliche Bundesmittel in Höhe von 150 Millionen Euro.

Der betroffene Deichabschnitt

Karte: Mapcreator.io | OSM.org

Um zu sparen: Baumaterial wird für drei Jahre gekauft

Von diesem Freitag an wird der Seedeich für Fußgänger und Radfahrer gesperrt, um die Baustelle einzurichten. Weil schwere Baufahrzeuge zum Einsatz kommen werden, muss auch eine Überfahrt über den Deich selbst gebaut und mit Spundwänden abgestützt werden. Dazu wird die Straße Am Seedeich verbreitert. Um der Inflation zu begegnen, haben die Baufirmen mit Bremenports vereinbart, sämtliches Baumaterial für die kommenden drei Jahre bereits zu kaufen. Es soll am Rande des früheren Flughafengeländes gelagert werden, wo einst große Sandflächen aufgeschüttet wurden für eine Anbindung an den Offshore-Terminal. Mit den eigentlichen Arbeiten am Deich soll es losgehen - wenn die Sturmflutsaison am 30. April beendet ist. Die Besonderheit der Baustelle ist, dass immer nur gearbeitet werden kann, wenn kein Sturm droht, also zwischen Mai und Oktober. „Wir fangen im Norden an“, sagt von Deetzen. Im ersten Jahr werden 700 Meter aufgerissen und dann mit Geotextil, Sand, Steinen und Beton neu aufgebaut. Im Sommer 2024 soll in diesem Abschnitt mit 20.000 Kubikmeter Kleiboden der neue Deichverlauf modelliert werden, während gleichzeitig der südliche Bereich des alten Deichs aufgerissen wird. „2025 wollen wir fertig sein“, sagt der Bauingenieur. Insgesamt 40.000 Kubikmeter Klei werden mit Treckern transportiert, das sind deutlich mehr als 1.000 Fahrten vom Treibselplatz auf der Luneplate, wo Bremenports den klebrigen, schweren Boden selbst vorhält.

Kurios: Weil für den Deichbau Flächen der Bundeswasserstraße Weser hinzugenommen werden, muss das Land dem Bund die Flächen sogar abkaufen, „wir zahlen aber nur Grunderwerbssteuer“, sagt Bremenports-Sprecher Holger Bruns.

Für den Neubau des Deichs werden verbaut:

• 43.000 m³ Klei

• 35.100 m³ Steine

• 36.000 m² Vliesstoff zur Sicherung des Bodens

• 4.200 m² Asphalt für den neuen Deichkronenweg

Thorsten Brockmann

Chefreporter

Thorsten Brockmann ist gebürtig in Bremerhaven. Bei der NORDSEE-ZEITUNG arbeitet er seit 1989. Seine Themen: Kreuzfahrt, Wirtschaft und die Polizei.

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