Fischtown Pinguins

Fischtown Pinguins holen umstrittenen Jake Virtanen

Die Fischtown Pinguins haben auf dem Transfermarkt für eine Überraschung gesorgt. Sie holen einen NHL-erfahrenen Stürmer in ihren Kader. Der kanadische Profi mit finnischen Wurzeln ist jedoch nicht unumstritten.

Jake Virtanen will sich in Bremerhaven beweisen.

Jake Virtanen will sich in Bremerhaven beweisen. Foto: imago images/Icon SMI

Die Fischtown Pinguins haben kurz vor Ende der Wechselfrist in Jake Virtanen einen neuen Stürmer verpflichtet. Der 26 Jahre alte Kanadier hat 333 Spiele für die Vancouver Canucks in der NHL absolviert. In der besten Pucksport-Liga des Planeten gelangen ihm 57 eigene Tore, zu 46 weiteren Treffern lieferte er die Vorarbeit. Zuletzt stand er für den Schweizer Zweitligisten EHC Visp auf dem Eis.

„Wir müssen noch schauen, wo wir den besten Platz für ihn finden. Das ist mitten in einer Saison immer nicht leicht. Aber wir hoffen, dass wir mit ihm gerade als Rechtsschütze noch kreativer im Angriff werden“, sagt Trainer Thomas Popiesch.

Auf sportlicher Ebene sollte Virtanen eine echte Verstärkung für die Pinguins sein, er ist jedoch kein unumstrittener Eishockeyprofi. Die Canucks, die ihn im NHL-Draft im Jahr 2014 an sechster Stelle auswählten, lösten den Vertrag 2021 auf. Grund dafür war ein Gerichtsverfahren wegen sexueller Nötigung. Virtanen wurde vorgeworfen, im September 2017 in einem Hotelzimmer eine 18-Jährige vergewaltigt zu haben. Der Stürmer sagte im Verfahren laut dem Nachrichtenportal „Watson“ aus, dass die Frau nie mit Worten zugestimmt habe, ihr Verhalten aber als Zustimmung zu werten gewesen sei. Virtanen soll auch zu Protokoll gegeben haben, betrunken gewesen zu sein. Am Ende stand Aussage gegen Aussage und der Eishockey-Profi wurde von einer Jury freigesprochen.

Virtanen legt sich mit Teamkamerad an

Einen neuen NHL-Club fand er nach dem Verfahren jedoch nicht mehr, so schloss sich der Kanadier dem russischen Top-Club Spartak Moskau in der KHL an. Weil er kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges das Land verließ, trennte sich der Verein von Virtanen. Daraufhin fand der 26-Jährige mit dem EHC Visp einen neuen Arbeitgeber. Doch in der Schweiz soll es Ende Januar auch Stress gegeben haben. Nach Medieninformationen hatte sich Virtanen während eines Spiels eine verbale und körperliche Auseinandersetzung mit einem Teamkollegen geliefert. Dieser soll dem Stürmer vorgeworfen haben, sich nicht in den Dienst des Teams zu stellen. Danach habe er im Namen des Teams die Clubleitung vor die Wahl gestellt - der Vertrag mit dem Stürmer wurde aufgelöst. Zudem soll er laut „Walliser Bote“ nicht nur in den Spielen negativ aufgefallen sein, sondern auch im Training Übungen verweigert haben.

Zu den Schlagzeilen „neben dem Eis“ wollen sich die Offiziellen aus Bremerhaven nicht äußern. „Wir haben mit Jake alles besprochen, haben unsere Vorstellungen und Wünsche artikuliert und sind uns sicher, dass auch Jake ein klares Ziel vor Augen hat“, sagt Teammanager Alfred Prey. Und der Neuzugang freut sich auf einen Neuanfang. „Ich bin mehr als glücklich, dass mir die Pinguins die Chance bieten, hier im Norden zeigen zu dürfen, dass ich ein ordentlicher Mensch und guter Eishockeyspieler bin. Ich werde alles daran setzen, dass das in mich gesetzte Vertrauen belohnt wird.“

Elf Kontingentspieler, nur neun dürfen spielen

Doch die Verpflichtung birgt durchaus auch in sportlicher Hinsicht Diskussionsstoff - auch innerhalb des Teams. Schließlich stehen nun elf Kontingentspieler im Pinguins-Kader, neun dürfen jedoch stets nur auf dem Spielberichtsbogen stehen. Um keinen Feldspieler zu opfern, hatte Coach Popiesch daher zuletzt schon auf einen Back-up aus der U20 gesetzt, wenn Maximilian Franzreb im Tor stand - und den schwedischen Keeper Niklas Svedberg auf die Tribüne gesetzt. Ab nun trifft es einen weiteren Spieler. „Lieber harte Entscheidungen, als dass du gar keine Auswahl hast, eine zu treffen“, sagt Popiesch. „Es ist natürlich für jeden einzelnen Spieler nie schön und eigentlich hat es auch keiner verdient. Aber wir hatten über die Saison immer wieder Verletzungen und waren so gut wie nie vollzählig. Es ist fürs Team gut, breit aufgestellt zu sein.“

Mareike Scheer

Reporterin

Mareike Scheer ist gebürtige Bremerhavenerin und hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Medien und Kommunikation studiert. Seit Juli 2019 arbeitet sie in der Sportredaktion der NORDSEE-ZEITUNG und ist Expertin für Eishockey und Reitsport.

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