Die Pinguins starteten sehr nervös und lagen nach sechs Minuten mit 0:2 zurück, doch sie bekamen die Nerven in den Griff, drehten die Partie und gingen in der Finalserie „Best of seven“ mit 1:0 in Führung. „Wenn man im ersten Finale schnell 0:2 hinten liegt, muss man klar bleiben im Kopf. Respekt vorm Team, wie es da wieder rausgefunden hat“, sagte Pinguins-Trainer Thomas Popiesch. „Es war eine gute Mannschaftsleistung. Wir sind froh, dass wir in der Serie angekommen sind.“ Wer zuerst vier Spiele gewinnt, ist deutscher Eishockey-Meister.
Das ganz Stadion feiert die Fischtown Pinguins
Das Überraschungsteam der Deutschen Eishockey-Liga hat das erste Spiel im Playoff-Finale gegen die Eisbären Berlin mit 4:2 gewonnen. Die Fans träumen mehr denn je vom Titel.
„Ganz Fischtown für die Pinguins“.
Solch ein Spiel hatte es in der 50-jährigen Geschichte des Bremerhavener Eishockey noch nicht gegeben. Ein Finale um die deutsche Meisterschaft. Die kribbelnde Vorfreude in der ganzen Stadt und der Region ist seit Tagen zu spüren. „Ganz Fischtown für die Pinguins“ ist das Motto, das die Stimmung am besten beschreibt. Diese Eishockey-Lust kumulierte am Mittwochabend in der ausverkauften Bremerhavener Eisarena. 4.639 Fans, Lärm, Rückhalt, Gänsehaut. Am Ende feierte sogar Ex-Kapitän Mike Moore, der extra aus den USA angereist war, mit den Fans im Fanblock mit.
Gänsehaut bei „Hoch im Norden“ von Santiano
Santiano traten vor dem ersten Finalspiel auf, die Band, die die heimliche Pinguins-Hymne „Hoch im Norden“ singt. Dass es ein Playback war - geschenkt. Das Lied rief die Emotionen hervor, die so einem großen Spiel angemessen sind.
Das Marinemusikkorps Ostee aus Kiel spielte die Nationalhymne. Sicher ein Herzenswunsch des ehemaligen Marineoffiziers Alfred Prey, aber auch ein Zeichen dafür, dass die Pinguins über Jahre eine authentische Identität aufgebaut haben. Ein Team, das zu einer Arbeiterstadt am Meer passt. Mit viel Herz und immer kämpferisch. „Hoch im Norden weht ein rauer Wind“, wie Santiano singen.
Pinguins starten extrem nervös
Nahezu jede Zeitung in Deutschland hat in den vergangenen Tagen das Pinguins-Phänomen thematisiert; nahezu jeder TV-Sender hat über das Duell zwischen David Bremerhaven, der erstmals im Finale steht, und Goliath Berlin, dem neunfachen deutschen Meister, berichtet.
Die Nervosität des Debütanten war den Pinguins zu Beginn anzusehen. Fehler über Fehler, planlos gespielte Scheiben, zwei Gegentore. Nach 43 Sekunden stand Zach Boychuk völlig frei am Pfosten und erzielte das 1:0. Beim 2:0 (6. Minute) durch Leo Pföderl bekam Felix Scheel nach einem von Torhüter Kristers Gudlevskis abgewehrten Schuss den Puck nicht weg. Wenig später traf Tobias Eder noch den Pfosten.
Kälbles Tor schüttelt die Aufregung ab
Nichts lief bei den Pinguins. Sie brauchten unbedingt einen Moment des Ankommens, der die Nervosität vertreibt. Und der kam. Und zwar nicht durch die Topstars, sondern als die vierte Reihe auf dem Eis war. Verteidiger Lukas Kälble hatte auch etwas Glück bei seinem Schuss zum 1:2 (12.), aber damit war die Aufregung abgeschüttelt.
Plötzlich war wieder das Pinguins-Spiel zu sehen, die Kombinationen liefen, die Laufwege stimmten, das Selbstvertrauen war da. Das war beim 2:2 durch Ross Mauermann (13.) zu sehen. Dem Stürmer war bis dahin noch nichts gelungen, aber jetzt schoss er den Puck mit einem Trick durch die eigenen Beine ins Tor. Ein traumhafter Treffer in so einem wichtigen Spiel.
Gudlevskis rettet gleich mehrfach
Im zweiten Drittel dominierten die Pinguins, dennoch musste Kristers Gudlevskis mehrfach bei Kontern retten. So gegen Blaine Byron (27.) und Tobias Eder (35.), die jeweils frei vor ihm auftauchten. Weil der „Torhüter des Jahres“ diese und andere brenzlige Situationen meisterte, konnten die Bremerhavener mit einer 4:2-Führung aus dem Drittel gehen. Denn sie selbst waren vor dem Tor eiskalt.
Lukas Kälble – Spieler des Spiels
Jeglic und Friesen bringen die Pinguins in Führung
So wie Ziga Jeglic, der in der 30. Minute eine Top-Schussposition hatte, aber „Magic Jeglic“ legte noch einmal auf für Miha Verlic, der zum 3:2 ins leere Tor schießen konnte. Auch beim 4:2 durch Alex Friesen (24.) war der Assist von Ross Mauermann mindestens genauso sehenswert wie das Tor selbst. Mit „Teamplay“, das sie über die ganze Saison ausgezeichnet hat, haben die Pinguins aus einem Zwei-Tore-Rückstand eine Zwei-Tore-Führung gemacht.
Pinguins verteidigen ihren Vorsprung
Die galt es zu verteidigen. Ihre erste Überzahl der Partie bot den Eisbären zu Beginn des Schlussdrittels die Chance, wieder heranzukommen. Die Pinguins wussten das zu verhindern, aber Berlin wurde danach drückender. Weil die Bremerhavener diesen Druck mit klugem Defensivspiel in den Griff bekamen, konnten sie die Führung halten und das erste Finalspiel für sich entscheiden. Der Traum vom ersten Meistertitel ist einen Schritt näher gekommen. Drei weitere müssen noch folgen.
Spiel zwei findet am Sonntag in Berlin statt
Spiel zwei der Finalserie („Best of seven“) findet am Freitag (19.30 Uhr) in Berlin statt, am Sonntag (15.30 Uhr) wird dann das dritte Finalspiel in Bremerhaven gespielt.
Die Statistik
Pinguins - Berlin 4:2 (2:2; 2:0; 0:0)
Tore: 0:1 (0:43) Boychuk (Pföderl, Melchiori); 0:2 (5:33) Pföderl (Geibel); 1:2 (11:07) Kälble (Bruggisser, Kinder); 2:2 (12:40) Mauermann (Kälble); 3:2 (29:40) Verlic (Jeglic, Jensen); 4:2 (35:40) Friesen (Mauermann, Kälble)
Pinguins: Tor: Gudlevskis (Franzreb); Abwehr: Gregorc, Eminger - Bruggisser, Kälble - Jensen, Appendino - Preto; Angriff: Urbas, Jeglic, Verlic - Conrad, Vikingstad, Mauermann; Uher, Friesen, Scheel - Büsing, Wejse, Kinder
Berlin: Tor: Hildebrand (Stettmer); Abwehr: Wissmann, Müller - Schemitsch, Melchiori - Nowak, Geibel - Hördler; Angriff: Pföderl, Boychuk, Noebels - Eder, Byron, Tiffels - Ronning, Wiederer, Descheneau - Mik, Cormier, Heim
Stand der Serie („Best of seven“): 1:0