Moin

Von Narren abgucken: Das Leben kann man auch mal feiern

Von den Narren, die derzeit unterwegs sind, kann man eine Menge lernen. Diesen Gedanken entwickelt Autorin Bärbel Litfin in ihrem „Moin“.

Bärbel Litfin

Narren mögen es mir verzeihen: Ich bin durch und durch norddeutsch, kann mit Karneval nichts anfangen. Wenn ich im Fernsehen beim Umschalten in der „Mädchensitzung“ oder bei „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ lande, schaue ich kurz und irritiert zu, wenn alle im Saal fröhlich singen, schunkeln und sich schlapplachen über die Büttenreden. Ich mag Humpta-tätärä-Mitgröhl-Lieder überhaupt nicht. Und die Kalauer sind oft dermaßen flach, dass ich doch grinsen muss: „Warum geht ein Mann inne Kneipe? Weil er ne Frau zu Hause hat oder weil er keine Frau zu Hause hat.“ Tatäääääää.

Noch während ich die Augen rolle, bewundere ich die Jecken: ihren Frohsinn, ihre Albernheiten, ihr Miteinander, ihre Verkleidungen - an Karneval ist alles erlaubt. Wenn an Weiberfastnacht knallbunt-geschminkte Frauen in Köln und Düsseldorf hüpfen und anstoßen. Umfallen unmöglich auf Straßen und Plätzen im Rheinland, wenn kostümierte Narren dicht gedrängt feiern, als gäbe es kein Morgen. Gestern der Höhepunkt, die prächtigen Rosenmontagsumzüge. Wir unterkühlten, humorlosen (?) Norddeutschen staunen nur. Irgendwie schade, oder?

Dabei ist Karneval nicht nur platt, sondern auch schön bissig. Politische Mottowagen: Wenn ein blutverschmierter Putin mit Brett vorm Kopf einen pinken Barbiewagen lenkt und Sahra Wagenknecht und Alice Weidel ihn anhimmeln - das hat was. In Ratingen werden Karnevalsgottesdienste gefeiert: Der Pastor mit Talar und Narrenkäppi hält vor kostümierten Gästen seine Predigt als Büttenrede - die Kirche ist so voll wie an Heiligabend. „Wolle mer se reinlasse?“ Der Wehdeler Karnevalverein „Hol Fast“ ruft laut Jaaa. Es gibt rheinische Frohnaturen, aber auch norddeutsche? Frohsinn und Albernheit täten uns echt gut.

Bärbel Litfin

Producerin

Bärbel Litfin arbeitet seit einer gefühlten Ewigkeit bei der NORDSEE-ZEITUNG. Zuerst absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung als Verlagskaufmann (Verlagskauffrau/Gender gab es damals noch nicht). Aber eigentlich wollte sie von Anfang an Journalistin werden. Ein Volontariat schloss sich an. Danach schrieb sie einige Jahre für das SONNTAGSJOURNAL und die damalige PR-Redaktion. Als gebürtige Bremerhavenerin wollte sie den Landkreis kennenlernen, nach vielen Jahren als Redakteurin in der Landkreis-Redaktion kennt sie jetzt jedes Dorf. Inzwischen arbeitet sie im Innendienst als Editor, redigiert in erster Linie die Landkreis-Texte der freien Mitarbeiter sowie Artikel in allen anderen Ressorts.

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