Moin

Wo sieben Millimeter die Welt bedeuten können

Es ist sehr praktisch, mit einer Frau verheiratet zu sein, die einmal Friseurin gelernt hat. Die Ausbildung liegt zwar weit zurück, und jahrzehntelange Berufserfahrung kann man meine Frau nicht gerade vorweisen, weil sie ziemlich bald in einen anderen Job gewechselt ist. Aber es ist, vermute ich, wie beim Fahrradfahren: Das verlernt man nicht. Und allzu viel kann man bei meiner schütteren Haartracht ohnehin nicht verkehrt machen. Also verfahren wir frei nach dem Motto: Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.

Kürzlich wollte ich eine Dienstreise nach Süddeutschland antreten. Angesichts der illustren Kollegenschar, auf die ich dort treffen würde, bat ich meine Frau, mir noch schnell die Haare zu schneiden. Gesagt, getan, sie kramte die Haarschneidemaschine hervor, setzte an - und stieß Sekunden später einen spitzen Schrei aus, gefolgt von den Worten: „Oh, nein!“ Das klang gar nicht gut.

Was war da passiert? Man könnte sagen: ein Millimeter-Malheur. Normalerweise stellt meine Frau die Haarschneidemaschine auf 9 Millimeter ein. Das hatte sie im Eifer des Gefechts jedoch versäumt. Das Gerät stand auf 2 Millimeter. Und so hatte sie mir eine richtig schöne Schneise in den Hinterkopf gefräst.

Es half nichts, der Rest musste angeglichen werden. Ich hatte mir schon lange gewünscht, dass meine Frau die Haarschneidemaschine mal etwas kühner ansetzt. Sie hatte sich stets geweigert. Nun hatte die keine andere Wahl.

Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass die zwei Millimeter dann allerdings doch ein wenig zu kühn waren. Ich sah arg gerupft aus. Was noch viel schlimmer war: Mir war saukalt am Kopf. Sieben Millimeter machen gefühlt einen Temperaturunterschied von mindestens 15 Grad aus. Also reiste ich konsequent mit Mütze, was auch optisch von Vorteil war.

Inzwischen sind die Haare gewachsen und dürften nun ungefähr wieder bei neun Millimetern sein. Viel zu lang. Meine Frau muss mal wieder die Schneidemaschine hervorholen. Vielleicht können wir uns ja in der Mitte treffen.

Detlef Glückselig

Redaktionsleiter

Er ist mit Leib und Seele Lokaljournalist. Seit 1984 berichtet er aus der Wesermarsch. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, die ihn interessieren. Der 56-Jährige ist aktuell für die Gemeinde Butjadingen zuständig und der Redaktionsleiter der Kreiszeitung.

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