Bremerhaven

Für die Sportjugend ist sexuelle Gewalt in Vereinen ein großes Thema

Der Bremerhavener Sportverein, in dem ein Jugendtrainer des sexuellen Missbrauchs seiner Schüler beschuldigt wird, bietet allen Mitgliedern am Wochenende Gespräche an. Der Landessportbund hat seine Hilfe angeboten, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Thomas Kaessler, stellvertretender Geschäftsführer des Landessportbundes

Thomas Kaessler, stellvertretender Geschäftsführer des Landessportbundes Foto: Landessportbund

Die Staatsanwaltschaft beantwortet zu den Ermittlungen keine Nachfragen, auch nicht, ob sich nach Bekanntwerden des Falles weitere Betroffene oder besorgte Eltern bei der Kriminalpolizei gemeldet haben.

Dem Trainer werden „sexuelle Handlungen“ vorgeworfen, dazu sollen Fotos und Videos seiner jugendlichen männlichen Schüler aus den Duschräumen gehören. Die Kripo soll angeblich mit zehn Beamten gegen den Trainer ermitteln. Eine Ermittlungsgruppe wird in der Regel dann gebildet, wenn es darum geht, schneller Beweise sichern zu können.

Oberstaatsanwalt Oliver Constien sagt, dass der Verdächtige wegen der Untersuchungshaft nicht auf die Verteidigung durch einen Anwalt verzichten könne. Der Mann sitzt bereits seit einer Woche in Haft, die Vereinsräume sollen einige Tage vorher durchsucht worden sein. Den Ermittlungen soll eine Anzeige von einem Sportler vorangegangen sein.

Der Sportverein will am Sonnabend alle seine mehr als 200 Mitglieder einladen zu einem Gespräch. Das sagte der Vorsitzende nach einer Sondersitzung des Vorstands. Die Kripo habe dem Verein geraten, sämtliche Fotos vom Trainingsbetrieb und von Kindern und Jugendlichen von der Internetseite zu nehmen. Die Polizei habe auch angeboten, mit besorgten Eltern zu sprechen. „Wir sind erstaunt, dass sich kein Sportler an den Verein gewandt hat“, so der Vorsitzende. Zu der Sondersitzung des Vorstands sei auch der Jugendbeirat des Vereins eingeladen worden, dessen Mitglieder hätten ihre Teilnahme wegen der Nähe zum Trainer aber abgesagt.

Sexuelle Gewalt in Vereinen sei immer wieder ein Thema, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Landessportbundes, Thomas Kaessler. Im Land Bremen gebe es 400 Sportvereine. Die Bremer Sportjugend beschäftigt seit dem vergangenen Jahr eine Mitarbeiterin, deren einzige Aufgabe es sei, Präventionsarbeit zu sexueller Gewalt zu leisten. „Das Thema ist stark in den Fokus gerückt“, sagt Kaessler. Es sei notwendig, zu sensibilisieren, was ein Fehlverhalten sein könne, wie es zu erkennen und der korrekte Umgang damit sei. „Die Vereine können da schnell überfordert sein.“ Es gehe um eine Kultur der Aufmerksamkeit und des Hinsehens.

Seit 2022 vergibt die Sportjugend auch ein „Kinderschutzsiegel“ an Vereine, die besondere Gewaltprävention betreiben. Dazu gehört etwa, dass jeder Kinder- oder Jugendtrainer ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen muss, es Kinderschutzbeauftragte im Verein gibt und das Risiko analysiert wird, ob Bedingungen der Sportart oder des Trainings sexualisierte Gewalt begünstigen können.

Thorsten Brockmann

Chefreporter

Thorsten Brockmann ist gebürtig in Bremerhaven. Bei der NORDSEE-ZEITUNG arbeitet er seit 1989. Seine Themen: Kreuzfahrt, Wirtschaft und die Polizei.

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