Die Folgen von Lieferengpässen und steigenden Energiepreisen machen auch Betreibern von Klärwerken zu schaffen. Eisensulfat, das man braucht, um Phosphor aus dem Wasser zu filtern, ist aktuell Mangelware - und das hat weitreichende Konsequenzen.
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall warnte schon im September vergangenen Jahres vor „ausgeprägten und zunehmenden Lieferengpässen“ bei Betriebsmitteln für die sogenannte Phosphorfällung, zu denen auch Eisensulfat gehört. Ohne diese Mittel könnten die Einleitegrenzwerte für Phosphor nicht eingehalten und damit der Schutz der Gewässer nicht gewährleistet werden. Es drohe ein höheres Algenwachstum, hieß es.
Es fehlten, so der Verein weiter, insbesondere Eisensalze, die als Nebenprodukte bei der Herstellung von zum Beispiel Titandioxid für Farben und Lacke anfallen. Eine deutlich verminderte Nachfrage nach diesen Produkten sowie unterbrochene Lieferketten und Preisexplosionen unter anderem bei Salzsäure führten zu extremen Lieferengpässen für Eisensalze.
Zeven hat Vorsorge getroffen und einen Vorrat angelegt
Vom Mangel an Eisensulfat ist beispielsweise das Klärwerk in Nordenham betroffen. Bereits im Herbst 2022 musste dort Aluminiumoxid für die Phosphorfällung genutzt werden. Aluminiumoxid erfüllt seinen Zweck, hat aber den Nachteil, dass es kaum Schwefelwasserstoff bindet. Auf lange Sicht kann dessen Einsatz Schäden an den Gasmotoren der Kläranlage verursachen. Aluminiumoxid kann also keine Dauerlösung sein - ebenso wenig die Überschreitung der Grenzwerte für die Einleitung von Phosphor in Fließgewässer, denn der Nährstoff fördert das Algenwachstum.
In Zeven gibt das Rathaus Entwarnung. Die Samtgemeinde betreibt kreisweit die größte Kläranlage. Doch dessen Leiter Joachim Hermann und seine Kollegen verwenden kein Eisensulfat, um dem Phosphor im Abwasser beizukommen, sondern Eisenchlorid. Darauf verweist deren Chef Tím Burow, im Rathaus zuständiger Fachbereichsleiter, auf Nachfrage. Doch auch bei diesem Fällmittel kam es zeitweise zu Engpässen.
Darauf waren die Zevener Klärwärter indes vorbereitet. „Wir haben frühzeitig erkannt, dass es knapp werden könnte“, sagt Burow und nennt als Hauptgrund Behinderungen und Einschränkungen der Schifffahrt auf dem Rhein. Da Zeven langfristige Lieferverträge abgeschlossen hat, war es möglich, Vorsorge zu treffen. Als vorteilhaft erwies sich, dass sich Eisen(III)-Chlorid gut lagern lässt. Joachim Hermann konnte also einen Vorrat anlegen und davon zehren, als der Nachschub stockte.