Bremerhaven

Nach Abfahrt in Bremerhaven: Auto-Frachter „Fremantle Highway“ brennt - Löschen schwierig

Das Feuer auf dem Schiff greift schnell um sich. Menschen springen von Bord - 30 Meter tief. Lösch- und Bergungsschiffe sind Stunden im Einsatz. Der Frachter, der in Bremerhaven gestartet ist, darf nicht sinken.

Eine Luftaufnahme zeigt den deutschen Notschlepper "Nordic", der das Feuer auf der „Fremantle Highway“ in der Nordsee bekämpft.

Eine Luftaufnahme zeigt den deutschen Notschlepper "Nordic", der das Feuer auf der „Fremantle Highway“ in der Nordsee bekämpft. Foto: Herman IJsseling

Dicke Rauchwolken hängen über dem Wattenmeer, Flammen schlagen aus einem Auto-Frachter vor der niederländischen Insel Ameland. Gut 27 Kilometer vor der Küste versuchen Rettungskräfte mit aller Macht am Mittwoch ein Sinken des Schiffes und damit eine Umweltkatastrophe zu verhindern.

Doch die Eindämmung des Feuers verläuft mühsam. Die Küstenwache rechnet sogar damit, dass es noch Tage brennen könnte. Groß ist die Sorge vor einer möglichen Umweltkatastrophe.

Der mit knapp 3000 Autos geladene Frachter „Fremantle Highway“ war in der Nacht zum Mittwoch in Brand geraten. Der Brandherd war nach ersten Informationen der Küstenwache möglicherweise die Batterie eines elektrischen Auto.

Die genaue Ursache steht aber noch nicht fest. Die Besatzung musste Hals über Kopf das Schiff verlassen. Ein Mensch kam dabei ums Leben, die übrigen 22 wurden leicht verletzt. Wie genau das Besatzungsmitglied starb, ist noch unklar.

Bergung gestaltet sich schwierig, Katastrophe droht

Bei einem Sinken des Schiffes könnten Treibstoff, Öl und die etwa 3000 Autos ins Wasser und auf den Meeresboden gelangen. „Wir tun alles, um das zu verhindern“, sagte ein Sprecher der Wasserbehörde dem Radiosender NOS. Aber die Rettungskräfte bereiteten sich „auf alle Szenarien“ vor.

Die Bergung sei schwierig, sagte der Sprecher der Küstenwache, Edwin Granneman. Das Feuer war am Mittwochnachmittag noch immer nicht unter Kontrolle. „Auf dem Schiff selbst wird auch nicht gelöscht und auch nicht von oben herab auf das Schiff“, sagte der Sprecher.

Denn bei zu viel Wasser auf dem Frachter, könne der instabil werden. „Das Schiff kann dann kentern.“ Daher kühlen Löschboote, darunter auch eins aus Deutschland, nun die Seitenkanten des Schiffes.

Zumindest gelang es aber, den Frachter mit einem Notkabel an einen Schlepper zu koppeln. „Die Lage ist nun zu instabil, um das Schiff wegzuschleppen“, sagte der Sprecher. Doch nun blockiert das Schiff nicht die Route von und nach Deutschland. Reeder teilten inzwischen auch mit, dass der Schiffsverkehr nicht beeinträchtigt sei.

„Fremantle Highway“ war auf dem Weg von Bremerhaven nach Ägypten

Gegen Mitternacht war das Feuer auf der „Fremantle Highway“, die unter der Flagge von Panama fährt und von Bremerhaven unterwegs war nach Ägypten, ausgebrochen, berichtete die Küstenwache. Und zwar bei den etwa 25 elektrischen Autos. Unklar ist, was genau das Feuer ausgelöst hat.

Die Besatzung versuchte, den Brand einzudämmen. Doch der breitete sich so schnell aus, dass die Besatzung das etwa 200 Meter lange Schiff verlassen musste. Einige Menschen mussten von Bord springen - rund 30 Meter in die Tiefe.

Am Montag lag die "Fremantle Highway" noch in Bremerhaven.

Am Montag lag die "Fremantle Highway" noch in Bremerhaven. Foto: Ingo Ischt

„Einer nach dem anderen sprang“, sagte Kapitän Willard Molenaar vom Amelander Rettungsboot, das als erstes an der Unglücksstelle war. „Die waren echt in Not, sonst springt man nicht einfach so tief.“ Sieben Menschen retteten er und seine Crew aus der See. Die übrigen wurden mit Hubschraubern von Bord geholt und in mehrere Krankenhäuser gebracht.

Lithium-Batterien erscheren Löscharbeiten

Lösch- und Bergungsschiffe waren schnell zur Stelle - auch aus Deutschland kam Hilfe. Von Helgoland kam der Notfallschlepper „Nordic“ zu Hilfe, wie ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven sagte. Doch das Feuer war nur schwer zu löschen. Vor allem die Lithium-Batterien der E-Autos erschwerten die Löscharbeiten, sagte der Sprecher der Küstenwache.

Möglicherweise waren auch sie Ursache des Brandes. Erst kürzlich hatte der Industrieversicherer der Allianz (AGCS) vor erhöhtem Brandrisiko durch den Transport der Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen gewarnt. Hauptursachen für Brände, die von den Akkus ausgehen, seien Produktionsdefekte, beschädigte Batteriezellen oder Geräte sowie eine Überladung oder Kurzschlüsse, schreibt der Versicherer in seiner neuesten Schifffahrtsstudie.

Sie seien tückisch, weil sie schwer zu löschen seien und sich spontan wiederentzünden könnten. „Die meisten Schiffe verfügen weder über ausreichenden Schutz noch über ausreichende Frühwarn- oder Löschfähigkeiten, um solche Brände auf hoher See zu bekämpfen“, sagte der Schifffahrtsexperte Justus Heinrich.

In 2022 brannte mit der „Felicity Ace“ bereits ein anderer Autofrachter

Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres brennt mit der „Fremantle Highway“ ein Auto-Transporter womöglich als Folge der Selbstentzündung einer Lithium-Ionen-Batterie in einem der transportierten Fahrzeuge.

Erst 2022 brannte die „Felicity Ace“ im Atlantik mit rund 4000 Pkw aus - darunter Porsche, Audi, Bentley und Lamborghini-Fahrzeuge. Später sank der ausgebrannte Autofrachter auf den Grund des Atlantiks.

Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer droht

Umweltorganisationen und auch Bürgermeister umliegender Gebiete sind besorgt über mögliche Schäden durch Öl oder Müll. „Das könnte eine Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer bedeuten“, warnte ein Sprecher der Stiftung De Noordzee am Mittwoch.

Eine Luftaufnahme zeigt den deutschen Notschlepper "Nordic", der das Feuer auf der „Fremantle Highway“ in der Nordsee bekämpft. Rechts ist das Boot „Guardian“ der niederländischen Küstenwacht zu sehen.

Eine Luftaufnahme zeigt den deutschen Notschlepper "Nordic", der das Feuer auf der „Fremantle Highway“ in der Nordsee bekämpft. Rechts ist das Boot „Guardian“ der niederländischen Küstenwacht zu sehen. Foto: Herman IJsseling

Ein Untergang des brennenden Autofrachters könnte aus Sicht des Bürgermeisters der deutschen Nordseeinsel Borkum schwere Umweltschäden zur Folge haben. „Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe in das Meer gespült werden“, sagte Jürgen Akkermann (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur.

Einige denken nun auch zurück an die Katastrophe des Containerschiffs MSC Zoe 2019. Damals hatte das Schiff in der stürmischen Nordsee auf der Fahrt nach Bremerhaven 342 Container verloren. Die meisten zerbarsten beim Aufprall auf dem Wasser, in der Folge trieb tonnenweise Müll an die Strände.

Bild von der „Fremantle Highway“ vor Ameland:

Rauch zieht über die "Fremantle Highway".

Rauch zieht über die "Fremantle Highway". Foto: Niederländische Küstenwache

Ein Video von der „Fremantle Highway“ bei einer Neuwagenverladung in Emden:


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