Bremerhaven

Warum Seeleute diesen Studenten ihr Herz ausschütten

Studenten der Hochschule machen Werbung für die Seemannsmission und: die Menschen, die sie besuchen. „Wir denken viel zu wenig an die Seeleute“, sagt Student Klaas Rösch. Die Wirklichkeit an Bord entspreche gar nicht dem Klischee vom Leben auf See.

Es geht um Seefahrer und die Seemannsmission: Talea Mallon (links), Klaas Rösch und Anne Güpner wollen ihnen mehr Aufmerksamkeit verschaffen.

Es geht um Seefahrer und die Seemannsmission: Talea Mallon (links), Klaas Rösch und Anne Güpner wollen ihnen mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Foto: Masorat

An 32 Bushaltestellen in Bremerhavens Innenstadt lachen bald vier Seeleute den Fahrgästen auf Plakaten entgegen, dazu sollen Aufkleber verteilt werden, auch Handzettel und kleine Papierboote zum Falten, und natürlich gehört auch eine eigene Internetseite zur sozialen Kampagne, die die Studenten Taleo Mallon, Anne Güpner und Klaas Rösch im Rahmen ihres Studiums der digitalen Medienproduktion ins Leben gerufen haben. Es geht darum, einen Einblick in die Arbeit der Seemannsmission und von Seeleuten zu geben, denn: „Wir alle haben doch gar keine Ahnung, was Seeleute leisten“, sagt Klaas Rösch, „und welche Bedeutung die Seemannsmission dabei hat“, ergänzt Talea Mallon.

Er lebe an seinem Arbeitsplatz, sagt ein Matrose von den Philippinen. Ein anderer Seemann erzählt, wie es sei, während der Zeit an Bord an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr auf Abruf zu sein. Da werde beim Landgang der Seemannsclub an der Schleuse schnell zum Ort, um kurz nur der Realität entfliehen zu können. Es sei ein Zuhause fern der Heimat. WLAN sei wichtig, um die Familie anzurufen. Und der Raum mit der Karaoke-Anlage, um Spaß zu haben.

Bis zu 19.000 Seeleute besuchten die Seemannsmission in Bremerhaven pro Jahr, sagt Mitarbeiterin Elizabeth Scheider. Aber Bremerhavener könne man beinahe an zwei Händen abzählen, die mal im „Welcome“ an der Nordschleuse reinschauen oder ins Seemannshotel in der Innenstadt, sagt sie. „Auch dafür wollen wir Aufmerksamkeit erzeugen“, sagen die Studenten. Die Arbeit der Mission sei auch in Bremerhaven zu unbekannt.

Mit Dutzenden Männern haben die Studenten gesprochen, viele auch auf den Schiffen besucht, und fast alle einte in den Interviews ein Thema: lange getrennt zu sein von der Familie. Viele litten darunter - auch wenn sie sagten, einen Traumberuf zu haben.

Etwa 90 Prozent des Welthandels wird übers Meer abgewickelt. Für die rund 1,9 Millionen Seefahrer bedeute dies häufig auch eine große körperliche Belastung, hat Anne Güpner erfahren. Die Videos werden im Internet veröffentlicht (www.seafarersworld.org), zum Start der Maritimen Tage soll alles fertig sein. Am Hafen werden die Studenten Werbung machen, Flyer verteilen und Aufkleber und hoffen, so auch um Spenden für die Seemannsmission zu werben.

Für ihr eigenes Projekt ist ihnen das vortrefflich gelungen: Die Internationale Transportarbeiter-Gewerkschaft ITF, die Dieckell-Stiftung und auch die Häfensenatorin finanzieren die soziale Kampagne mit fast 14.000 Euro. Und der Lohn der Studenten? „Die Bestnote sollte drin sein“, hofft Klaas Rösch.

Er schätzt die Arbeit der Seemannsmission: Seemann von den Philippinen.

Er schätzt die Arbeit der Seemannsmission: Seemann von den Philippinen. Foto: www.seafarersworld.com

Mal abschalten an Land: Motiv aus der Kampagne für die Seemannsmission.

Mal abschalten an Land: Motiv aus der Kampagne für die Seemannsmission. Foto: www.seafarersworld.com

Immer im Einsatz zu sein, das sei nicht einfach, sagt dieser Seefahrer.

Immer im Einsatz zu sein, das sei nicht einfach, sagt dieser Seefahrer. Foto: www.seafarersworld.com

Thorsten Brockmann

Chefreporter

Thorsten Brockmann ist gebürtig in Bremerhaven. Bei der NORDSEE-ZEITUNG arbeitet er seit 1989. Seine Themen: Kreuzfahrt, Wirtschaft und die Polizei.

1 Kommentare
Brigitta Rydzy 31.07.202312:00 Uhr

Früher waren wir hier in Bremerhaven viel mehr mit dem Leben auf See verbunden. Viele Väter (meiner auch) oder Freunde sind zur See gefahren. Auf den Fischdampfern, Bananenfrachtern oder auf „Große Fahrt „ mit den Passagierschiffen. Das war ganz normal. Mindestens einer aus der Familie war immer unterwegs.

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