Nordenham

So gäbe es endlich Gleichberechtigung - auch in der Wesermarsch

Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Wesermarsch, Maren Ozanna, hat an einer Tagung in Leipzig teilgenommen. Dort wurde deutlich: Bis Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer, ist noch viel zu tun. Vier Großbaustellen wurden ausgemacht.

Die Teilnehmerinnen der Bundeskonferenz in Leipzig.

Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte aus ganz Deutschland kamen jetzt in Leipzig zusammen. Hier ihre zentralen Forderungen. Foto: Hübner

In Leipzig kamen jetzt kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte aus ganz Deutschland zusammen - unter ihnen war auch Maren Ozanna, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wesermarsch. Zwei Tage lang beschäftigten sie sich mit der Frage, was sich in Deutschland noch tun muss, damit Frauen tatsächlich gleichgestellt sind.

In insgesamt 16 Foren ging es unter anderem um die Themen Geschlechtergerechtigkeit in der Medizin, in Sprache und Bildern und im Strukturwandel, um Frauen, Krieg und Forderungen an eine feministische Außenpolitik. Auch über die Auswirkungen des Klimawandels auf Frauen, um Täterarbeit, Geschlechtervielfalt und Alleinerziehende wurde gesprochen.

Den größten Handlungsbedarf sieht man hier:

- Häusliche Gewalt: „3,8 Milliarden Euro zahlt die Gesellschaft im Jahr für die Folgen von häuslicher Gewalt. Jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet“, sagt Maren Ozanna. Nicht zu beziffern sei zudem das Leid, das häusliche Gewalt bei Frauen und Kindern verursache. Sie fordert: „Es braucht mehr Geld für die Arbeit mit den Tätern und Präventionsprojekte für Jungen.“ Außerdem seien Strukturen für besonders verletzliche Gruppen, wie zum Beispiel transsexuelle Menschen, notwendig.

Auch in der Wesermarsch bestehe Handlungsbedarf: „Im Landkreis sind die Fallzahlen der von Gewalt betroffenen Frauen in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Das bedeutet, dass es auch bei uns von enormer Wichtigkeit ist, dass das Thema weiterhin forciert wird und dass derzeitige Hilfe- und Beratungsangebote für Frauen weiter ausgebaut werden“, stellt Maren Ozanna klar.

„Im Landkreis sind die Fallzahlen der von Gewalt betroffenen Frauen in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Maren Ozanna. Es sei wichtig, dass derzeitige Hilfe- und Beratungsangebote für Frauen weiter ausgebaut werden.

„Im Landkreis sind die Fallzahlen der von Gewalt betroffenen Frauen in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Maren Ozanna. Es sei wichtig, dass derzeitige Hilfe- und Beratungsangebote für Frauen weiter ausgebaut werden. Foto: picture alliance/dpa/picture alliance

- Politische Teilhabe: Etwa ein Drittel der Bundestagsabgeordneten sind weiblich und der Anteil der Bürgermeisterinnen in Deutschland beträgt gerade einmal 11,7 Prozent. Nur durch Parität können die Belange von Frauen wirklich gesehen werden, ist die Gleichstellungsbeauftragte Maren Ozanna überzeugt. Sie fügt hinzu: „Auch in der Kommunalpolitik ist der Frauenanteil viel zu niedrig. Ich wünsche mir, dass mehr Frauen auf sicheren Listenplätzen aufgestellt werden.“

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In der Kommunalpolitik ist der Frauenanteil viel zu niedrig.

Maren Ozanna, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises

- Gesundheit: Immer mehr Geburtsabteilungen werden geschlossen. „Dadurch müssen Schwangere gerade in ländlichen Regionen lange Wege in Kauf nehmen und werden abgewiesen, wenn Kreißsäle belegt sind“, beklagt Maren Ozanna die gegenwärtige Situation. Sie fordert daher: „Es braucht eine wohnortnahe Versorgung für Schwangere. Noch immer kann ein Schwangerschaftsabbruch laut Paragraf 218 mit Gefängnisstrafe geahndet werden und immer weniger Ärztinnen und Ärzte können einen Abbruch vornehmen. Methoden für Schwangerschaftsabbrüche müssen im Medizinstudium gelehrt werden.“

- Alleinerziehende: „Alleinerziehende sind fünfmal häufiger von Armut betroffen als Zwei-Eltern-Familien. Hinzu kommt: 88 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen“, sagt Maren Ozanna. Sie sieht darin eine weitere Benachteiligung für Frauen. Durch eine steuerliche Entlastung und sichere Kinderbetreuung könnte derweil die finanzielle Situation Alleinerziehender verbessert werden, ist sie überzeugt.

Kurzum: „Auf solche und weitere Gretchenfragen muss die Politik Antworten geben“, sagt Maren Ozanna. Entsprechende Anträge an die Bundesregierung seien bei der Bundeskonferenz in Leipzig verabschiedet worden.

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