Seit er denken konnte, habe er nur einen Berufswunsch gehabt, erzählt der Jugendliche: Busfahrer habe er werden wollen. Es klappte mit dem Schulpraktikum bei der Bremerhavener Versorgungs- und Verkehrs-Gesellschaft - allerdings nicht im Bus, sondern auf der Fähre, und danach war schnell klar: „Ich will Binnenschifffahrtskapitän werden“, ein relativ neuer Lehrberuf. „Ich finde ihn total spannend“, sagt Niklas Marke.
Der 16-Jährige ist der einzige Azubi seines Jahrgangs in der Stadt. Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. Natürlich fängt auch Niklas nicht sofort auf der Brücke der Weserfähre an, aber hin und wieder lässt ihn Schiffsführer Kenneth De Mattia das fast 60 Meter lange Schiff schon mal steuern – per Joysticks. „Anlegen natürlich nicht...“, sagt er und lacht.
Aufgeregt ist der 16-Jährige schon, die 1.265 PS der Fähre „Bremerhaven“ zu dirigieren. Worauf er achten muss? „Ob jemand entgegenkommt“, ansonsten halte er auf der Fahrt von Blexen nach Bremerhaven auf die rote Fahrwassertonne zu, bis De Mattia wieder übernimmt. 12 bis 15 Minuten soll eine Überfahrt dauern, das passt bei einer Geschwindigkeit von 19 km/h, auch darauf hat Niklas Marke achten müssen.
Zurzeit lernt er im Fischereihafen, Seile zu drehen. „Man muss zupacken können.“ Zur Ausbildung gehört aber auch die Arbeit im Maschinenraum und an Deck die Fahrzeuge einzuweisen, den Anleger zu bedienen und zu kassieren, „das darf ich aber erst im zweiten Lehrjahr“, sagt er.
Niklas’ Ziel ist es, einmal als Schiffsführer zu arbeiten. Das sei interessant, auch wenn die Fahrt immer nur hin und her gehe. „Mal gibt’s Nebel, mal Sturm“, sagt er, „das kann einem schon den Kick geben.“ Die Verantwortung sei in jedem Fall groß. Rund 800.000 Menschen und 280.000 Fahrzeuge nutzen im Jahr die Weserfähren. Die Binnenschifffahrt habe aber auch enorme Vorteile gegenüber der Seeschifffahrt: „Nach Feierabend bin ich zu Hause.“
Die Weserfähren suchen dringend Personal
Die Weserfähre sucht händeringend Personal: Matrosen und Deckskräfte, Kapitäne und künftig jedes Jahr zwei Auszubildende, sagt Jörg Steler, der technische Inspektor der Fähren. Auf dem Wasser fehlt der Nachwuchs, das wird in der kommenden Woche auch ein Thema des Deutschen Schifffahrtstages sein, der in Bremen und Bremerhaven stattfindet und sich mit den zentralen Zukunftsfragen der Schifffahrt beschäftigt. Ein Ziel sei es, Schülern verstärkt Schifffahrtsthemen nahezubringen, sagt Dr. Iven Krämer, bei der Häfensenatorin Referatsleiter für Hafenwirtschaft und Schifffahrt und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Nautischen Vereins. Wenn daraus der Eindruck entstehe, „Schifffahrt ist irgendwie interessant“, dann sei viel erreicht, meint Krämer. „Die Schifffahrt gehört zur DNA dieser Stadt“, sagt er, aber die entsprechenden Berufe zu erlernen sei selbst hier nicht mehr selbstverständlich.
„Wir sind die Einzigen in der Stadt, die Binnenschifffahrtskapitäne ausbilden“, sagt Stelter. Wenn es nach ihm ginge, müsste sich das schnell ändern. Deshalb habe er mit der Arbeitsagentur schon ein Treffen angeregt mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt und Bremenports, dass auch sie ausbilden. „Die Reeder sind mit dem Lasso unterwegs“, sagt Stelter. Um einen Arbeitsplatz müsse sich Niklas keine Sorgen machen, bezahlt werde auch ordentlich.
Und eines ist auf den Fähren natürlich mindestens so wichtig wie der Kapitän: die Bockwurst im Kiosk. Auch die hat der Azubi schon probiert: „Schmeckt.“
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