Rund 100 Millionen Euro will der Senat für das Projekt in den kommenden Jahren zur Verfügung stellen. „Die Herausforderungen sind riesig“, umschrieb Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) die Aufgabe. Die Wirtschaft soll künftig klimaneutral produzieren. Dazu werden neue Techniken und Verfahren notwendig sein. „Das geht nur, wenn wir Menschen haben, die auch mit den neuen Techniken umgehen können“, sagte Bovenschulte am Dienstag. Der Aus- und Weiterbildungscampus soll dabei Betriebe aus Industrie und Handwerk unterstützen. Gerade mittlere und kleinere Unternehmen haben nicht die Möglichkeit, ihre Beschäftigten in Bereichen wie Wasserstofftechnik oder Automatisierung umfassend zu schulen.
Bislang wird nur von Bremen gesprochen
Die Handelskammer und die Handwerkskammer sind bei dem Projekt mit im Boot. Sie sollen bei der Konzeption des Campus eng eingebunden werden. Unklar blieb nach der Senatspressekonferenz, wo das Projekt realisiert werden soll. Bovenschulte und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) sprachen ausschließlich von der Stadt Bremen, ebenso die Vertreter der Kammern. Bedeutet das dann, dass die Arbeitnehmer aus Bremerhaven für jede Fortbildungsmaßnahme zum Campus nach Bremen reisen müssen? Erstaunlicherweise wird aus der Senatsvorlage zu dem Thema durchaus deutlich, dass man auch einen zweiten Standort in Bremerhaven im Blick hat. Bereits im Dezember vergangenen Jahres gab es einen Workshop mit Vertretern von Betrieben, Kammern und Behörden zum Aus- und Weiterbildungscampus, bei dem erste Ideen gesammelt wurden. „Dabei wurde auch deutlich, dass auch für den Standort Bremerhaven eigenständige Lösungen unter Einbindung der Wirtschaftsförderung Bremerhaven zu erarbeiten sind“, heißt es in der Vorlage. Sind diese Pläne jetzt wieder verworfen worden?
Zuerst die Inhalte, nicht die Standorte
Laut Kammer-Geschäftsführer Michael Zeimet ist zumindest mit der Handelskammer noch nicht darüber diskutiert worden, ob es einen oder mehrere Standorte für den Campus geben wird. „Es soll zunächst um Inhalte gehen“, sagte er. Kristina Vogt wollte sich zu der Standortfrage nicht äußern. Ihr Ressort verweist darauf, dass es jetzt die Aufgabe eines Dienstleisters sei, die Bedarfe und Interessen aller Beteiligten zu konkretisieren und auf dieser Basis dann bis zum Frühjahr kommenden Jahres ein Umsetzungskonzept zu erarbeiten. Dabei werde es auch um die Standortfrage in Bremen und Bremerhaven gehen. Begleitet werde der Prozess von einer Steuerungsgruppe, der auch der Bremerhavener Magistrat angehöre.