Zeven

Wenn die Welt auf dem Kopf zu stehen scheint

NZ-Porträts. Foto: Hartmann

NZ-Porträts. Foto: Hartmann Foto: Arnd Hartmann

„Es läuft doch alles konträr.“ Dieser Tage kommen mir diese Worte Hans Kists in den Sinn. Der Zevener Architekt und Tischler ließ sie mehrmals mir gegenüber fallen, als wir über die Verkehrsplanung in Stadt und Land, die ÖPNV-Katastrophe, das Fehlen von Baum und Strauch an Straßen und Wegen, die Einheitsarchitektur oder den Abriss alter Gebäude sprachen.

Mir drängt sich der Eindruck auf, dass auch bei der Umsetzung der sogenannten Energiewende und beim Artenschutz alles konträr läuft. Der Artenschwund, warnen Experten, hat dramatische Ausmaße angenommen. In Feld und Flur finden Insekten keine Nahrung mehr. Fehlen die Insekten, verhungern die Vögel.

Was tun die Bürokraten und Volksvertreter im Angesicht dessen? Sie setzen Umweltauflagen aus und geben den Landwirten freie Hand.

Konträr geht‘s gleichfalls auf dem Feld der Sonnen- und Windkraftnutzung zu. Windräder schießen aus dem Boden, obgleich es an den erforderlichen Leitungen fehlt, um den erzeugten Strom zu transportieren. Nach ebendiesem Schema treiben die Regierenden offenbar den Ausbau der Freiflächen-Photovoltaikanlagen voran. Erst die sogenannten Gunstflächen mit Modulen zupflastern, dann für die Infrastruktur wie Umspannwerke und Speicher sorgen.

Wenn ich mir dann noch vor Augen führe, dass in der Regel wenig ertragreiche Böden als Gunstflächen in die Kataster aufgenommen wurden, komme ich wieder zu Hans Kist. Denn die ärmeren Böden dürften zu den wenigen verbliebenen Rückzugsräumen von Insekt und Vogel gehören, taugen sie doch kaum der intensiven Landwirtschaft. Nun rücken ihnen die Goldgräber auf den Leib.

Thorsten Kratzmann

Reporter

Thorsten Kratzmann stammt aus Zeven, hat in Göttingen und Hamburg Geschichte, Ethnologie und Politik studiert und ist seit 1994 bei der Zevener Zeitung beschäftigt.

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