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Wie das Tierheim ein irisches Rennpferd vor der Schlachtbank in Rumänien rettete

Einer seiner Retter hat ihn liebevoll Bubi getauft. Der Hengst war Opfer von europaweit agierenden Tierquälern, sollte auf einer Schlachtbank in Rumänien enden. Das Tierheim Bremerhaven hat Bubi gerettet. Ein besonderes Pferd, wie sich herausstellte.

Das vom Tierheim Bubi genannte irische Rennpferd wird dort von Pflegeleiterin Nadine Bruns aufgepäppelt.

Das vom Tierheim Bubi genannte irische Rennpferd wird dort von Pflegeleiterin Nadine Bruns aufgepäppelt. Foto: Scheschonka

Die Polizei hat auf der A1 in Bremen einen völlig überladenen Kleintransporter mit Pferdeanhänger gestoppt. Das war im März. Die Verkehrspolizisten staunten nicht schlecht: Sieben Pferde sollten von den Niederlanden nach Rumänien gefahren werden. Eng an eng, ohne einen Schluck Wasser, 20 Stunden zusammengepfercht. Der Transport der Tiere war von niemandem genehmigt worden.

Von den befreiten Pferden kann heute nur über den fünf Jahre alten Hengst, der inzwischen Bubi genannt wird, mit Sicherheit gesagt werden, dass er gerettet ist. Er kam nach Bremerhaven ins Tierheim, weil er lebensgefährlich erkrankt war und nur hier sich Pfleger unter besonderen Quarantänebedingungen um den abgemagerten, mit offenen Wunden überzogenen und Strahlfäule an den Hufen geschundenen Hengst kümmern konnten.

Pferde werden zurückgebracht in die Niederlande

Alle anderen bis zu 20 Jahre alten Tiere wurden von einem Pferdehof in Bremen zurückgefahren in die Niederlande. Die Behörden dort müssten ermitteln, wem die Pferde gehörten und wer ihren quälenden Transport veranlasst hat, teilt Lukas Fuhrmann, Sprecher der zuständigen Gesundheitssenatorin, mit. Dem Land Bremen sind durch den Fall mindestens 10.000 Euro an Kosten entstanden für die Unterbringung der Tiere und besonders die aufwendige medizinische Behandlung des Hengstes in Bremerhaven. Das Verfahren wegen der Tierquälerei gegen das Transportunternehmen aus Rumänien läuft noch, ihm sollen die Kosten auferlegt werden. Aus Rumänien meldete sich zunächst jemand, dass ihm drei Tiere gehörten. Dann soll er untergetaucht sein.

Pferd Bubi hat schwere Zeiten hinter sich

Nach Tierquälerei und Lebensgefahr: So erholt sich Pferd Bubi im Tierheim Bremerhaven. Er hat schwere Zeiten hinter sich.

Weil das Pferd aus dem Tierheim zu krank war, um es zu transportieren, und sich auch nach Monaten kein Eigentümer finden ließ, darf es nun nach Ablauf aller Fristen endgültig in Bremerhaven bleiben. Die Behörden haben es nach dem Tierschutzgesetz eingezogen - und an den Tierschutzverein verkauft. Sie sei sehr froh darüber, sagt Amelie Bensch, die Leiterin des Tierheimes. „Wir können nun sicher sein, dass das Pferd am Ende nicht geschlachtet wird.“

Als der Fall im März publik wurde, sei die Anteilnahme groß gewesen, erzählt sie. Auch seien für das Pferd Spenden eingegangen, die den Ankauf ermöglicht hätten, sagt Amelie Bensch. „Wir wissen aber, dass er nicht dauerhaft bei uns bleiben kann.“ Das Tierheim will Bubi so lange behalten und aufpäppeln, bis er an ein gutes Zuhause vermittelt werden kann.

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Bis dahin, hofft Amelie Bensch, noch mehr über den fünf Jahre alten Hengst in Erfahrung bringen zu können. Weil mit dem Tier die Polizei auch dessen Equidenpass - sozusagen das Ausweispapier - sicherstellen konnte, weiß Bensch, dass er bis mindestens Ende vergangenen Jahres in einem irischen Stall gestanden hat und einer Reihe erfolgreicher englischer und amerikanischer Rennpferde abstammt. Die Papiere seien „außergewöhnlich gut“, und trotzdem sei nie ein Name eingetragen worden. Auch wisse niemand, ob das Pferd je geritten wurde. Bensch vermutet, dass auch Bubi gezüchtet wurde, um Rennen zu laufen. Er könnte nicht schnell genug gewesen sein, so dass er aussortiert wurde, spekuliert sie. Vielleicht sei auch die Erkrankung schon ein Grund gewesen. Die Tierheimleiterin überlegt, die Tierärzte in Irland zu kontaktieren, ob sie wissen, wie und warum das englische Vollblut erst in die Niederlande verfrachtet wurde und dann nach Rumänien unterwegs war. Das Land gilt als größter Produzent von Pferdefleisch in der EU.

Bubi muss noch etwas zunehmen

Das gerettete Vollblut habe intensive Pflege nötig gehabt, sagt Pflegeleiterin Nadine Bruns. Aber selbst im Tierheim sei es besonders, ein Pferd zu betreuen. Heute liegt Bubi in seinem Paddock und wälzt sich gern im Sand. Das rotbraune Fell glänzt in der Sonne, alle Wunden sind verheilt. „Er muss noch zunehmen“, sagt Amelie Bensch, deshalb kommt Bubi auf eine Weide, um noch mehr fressen zu können als die täglich sechs bis sieben Kilogramm Heu und Zusatzfutter. Wenn die Pflegerinnen zu Bubi gehen, dann bleibt er sogar liegen. Das sei ein Zeichen des Vertrauens, sagt Nadine Bruns. Vielleicht drückt Bubi auch so seine Dankbarkeit aus. Für seine Rettung.

Das vom Tierheim Bubi genannte irische Rennpferd wird von Nadine Bruns (rechts) und Denise Vohs aufgepäppelt.

Das vom Tierheim Bubi genannte irische Rennpferd wird von Nadine Bruns (rechts) und Denise Vohs aufgepäppelt. Foto: Scheschonka

Thorsten Brockmann

Chefreporter

Thorsten Brockmann ist gebürtig in Bremerhaven. Bei der NORDSEE-ZEITUNG arbeitet er seit 1989. Seine Themen: Kreuzfahrt, Wirtschaft und die Polizei.

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