Franzosen essen Froschschenkel, Deutsche lieben nichts mehr als Sauerkraut und Eisbein, Italiener futtern den ganzen Tag Pizza und Amerikaner können die Finger nicht von Burgern lassen – die kulinarische Welt ist voller Vorurteile und Klischees. Auch ich bin nicht immer davor gefeit, in die Stereotypenfalle zu tappen. Als ich mit meinem Mann kurz vor Weihnachten ein japanisches Restaurant besuchte, hatten wir die eine oder andere gastronomische Schublade im Hinterkopf. Sushi und Sashimi, Ramen und Sake, Wal und Kugelfisch – das alles ließen wir beim Eintreten ins Restaurant vor unserem inneren Auge vorbeiziehen. Als uns der Kellner neben der Speisekarte eine Extra-Weihnachtskarte überreichte, ratterte unser Gedankenstrom weiter. Welche typische japanische Spezialität wird man uns als Weihnachtsleckerei servieren? Kobe-Rind? Takoyaki, die mit Oktopustentakel gefüllten Teigbällchen? Oder doch Tempura-Shrimps und eine Udon-Nudelsuppe? Beim Blick ins Weihnachtsmenü staunten wir nicht schlecht: Gänsekeule mit Rotkohl, Cranberrys und Kartoffelklößen stand dort in großen Lettern geschrieben. Hat lecker geschmeckt, die Gans. Die zum Menü offerierten Essstäbchen haben wir aber nicht benutzt.